15. Februar 2021

Josef und Claudia Fluri übernehmen die Chäsi von der Familie Heini

Nach 34 Jahren als Käsermeister in der Käserei Reckenkien will sich Kantonsrat Josef Fluri gemeinsam mit seiner Frau Claudia als eigenständiger Unternehmer versuchen. Am 3. März geht es los.

Sie habe damals nicht schlecht gestaunt, erinnert sich Claudia Fluri. Damals im ersten Lockdown, als ihr Ehemann ihr offenbarte, dass er aufhören will, zu käsen, und sich komplett selbstständig machen will. Sie war zwar erstaunt, «aber ich war gleich mit dabei», weiss die ehemalige Kantonsrätin und Fachfrau Public Relations noch. Ihr Ehemann legte ihr nämlich einen ziemlich konkreten Plan vor – einen krisensicheren, wie sich herausstellen sollte. Der Käsermeister und Kantonsrat der SVP Josef Fluri wollte nämlich die Balsthaler Chäsi am Brauereiweg übernehmen – den Laden, für den er 34 Jahre lang in der Käserei Reckenkien Käse hergestellt hatte.

«Wir haben schon länger mit der kompletten Selbstständigkeit geliebäugelt», relativiert der ehemalige Schwinger den scheinbar urplötzlichen Entscheid. Mit «wir» meint er seine Frau, sich selbst und ihr bereits bestehendes Unternehmen, den «Käsekönig»: Eine Eventfirma, die sich seit vier Jahren auf urchige, typisch schweizerische Anlässe fokussiert, etwa mit Fondueplauschen oder Schwingshows. Schon vor der Pandemie wären die beiden ihrer Leidenschaft gerne Vollzeit nachgegangen: Die Nachfrage war gross genug, aber die Zeit neben dem Hauptberuf limitiert. Im Nachhinein sind sie aber froh, haben sie noch damit abgewartet. Einerseits wegen der Pandemie. Andererseits und vor allem, weil sich ein weitaus attraktiveres Angebot ergeben hat.

Für die Käserei kamen nur zwei Optionen in Frage
Zu jener Zeit suchten Beat und Lydia Heini nämlich gerade einen Nachfolger für ihren Dorfladen, die Balsthaler Chäsi. 24 Jahre lang versorgten sie das Thal und das Gäu dort mit Käse, hausgemachtem Fondue und weiteren Frischprodukten aus der Region. Nun gehen sie in die Pension. Es lag den Inhabern aber nahe, als langjähriger Geschäftspartner direkt bei der Käserei Reckenkien nachzufragen, ob sich eine Nachfolgelösung finden lässt. «Nach internen Gesprächen sind wir zum Schluss gekommen, dass die Chäsi so wichtig ist für die Käserei, dass es nur zwei Varianten für uns gibt», so Käsermeister Josef Fluri. Entweder, die Käserei übernimmt den Laden und delegiert einen Betriebsleiter in die Chäsi. «Oder ich übernehme den Dorfladen gemeinsam mit meiner Frau Claudia und nutze Synergien zum Käsekönig.»

Die Entscheidung lag auf der Hand. Diese Woche bereits verlässt Fluri die Käserei und macht sich mit seinem Unternehmen selbstständig. «Nach 34 Jahren hätte ich mir aber nicht angemasst, einfach davonzulaufen», sagt Fluri lachend. Das ganze Team sei bei der Entscheidungsfindung involviert gewesen – vom Geschäftsführer bis zu den Lehrlingen. Diese werden die Lücke füllen müssen, die Fluri hinterlässt. Eine neue Chance für beide Seiten also, sich neu zu erfinden. Für Fluri heisst es nun aber von der Produktion an die Verkaufsfront, wo er sein Fachwissen einmal anders verwenden darf. Und er weiss auch schon, wie er es einsetzen wird. «Unser Ziel ist es, die bestehende Kundschaft davon zu überzeugen, dass wir es genauso gut machen wie die Heinis, und mit unserem Onlineshop neue Kunden zu gewinnen», sagt Fluri.

Hausfondue zu übertreffen, sei aber nicht einfach. Dennoch werde er das Sortiment um Eigenprodukte vom «Käsekönig» erweitern. «Wir wollen zum Fondue- und Raclette-Mekka werden in der Region», so Fluri. Auch Claudia Fluri hat bereits Ideen, wie sie das Sortiment anpassen kann. Unter anderem werde es mehr regionale Produkte geben, auch in der Kosmetikabteilung und bei den Geschenkartikeln, ganz nach dem Motto: lokal, regional, saisonal. Sie verspricht aber, dass für den täglichen Kunden fast alles beim Alten bleiben wird. «Der Kunde wird nach wie vor den Wocheneinkauf bei uns machen können.»

Noch dieselbe Chäsi, aber doch ganz anders
Nur an die neuen Gesichter hinter der Theke und an den neuen Schriftzug an der Front des Ladens müssen sie sich gewöhnen: «Käsekönig». So wird auch der zukünftige Onlineshop heissen, den die neuen Inhaber planen und zur Zeit der Pandemie auch unverzichtbar geworden ist. Der physische Laden bleibt allerdings nach wie vor in Besitz der Familie Heini, die weiterhin oberhalb des Ladens wohnen und die Ladenfläche lediglich vermieten wird. «Es freut uns, einen kompetenten Nachfolger gefunden zu haben, der vom Fach ist», sagt Beat Heini auf Anfrage.

Auch seine Ehefrau Lydia Heini zeigt sich erfreut darüber, dass der Laden weiterhin erhalten bleibt. «Es war sehr schön, hier zu arbeiten. Wir danken unserer Kundschaft für die langjährige Treue.» Sie hinterlassen ihren Nachfolgern einen Laden, der gut läuft und der andauernden Krise zu trotzen vermochte.

Die kommenden zwei Wochen wird Josef Fluri nun über die Schulter der Familie Heini schauen, das Geheimnis hinter dem Erfolg erfahren, bis auch Beat und Lydia Heini am 27. Februar ihren letzten Arbeitstag haben. Am 1. und 2. März ist der Laden dann für letzte Vorbereitungen geschlossen. Ab dem 3. März liegt es schliesslich an der Familie Fluri, den heimeligen Charakter der Chäsi weiterleben zu lassen. Auch wenn sie nun «Käsekönig» heisst.

«Für die Einwohner wird sie noch lange die Chäsi bleiben»
, so Josef Fluri. Und er wird noch lange der Käsermeister bleiben, der er ist. «Ich werde das Käsen sicher vermissen», sagt er. «Aber ich glaube nicht, dass es das letzte Mal war, dass ich die Käserschürze angehabt habe. Sonst gehe ich nach der Pensionierung auf eine Alp», scherzt er.

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